Hinter Echternach's Ringmauern
Veröffenlicht im Echternacher Anzeiger von Georges Kiesel vom 26. Mai 1939 (Nr.41, 77. Jahrgang)
Die Festungsmauer des Städtchens Echternach hatte gemäß einem Plane vom Jahre 1550 einen Umſang von mehr als 2000 Metern, indessen zu gleicher Zeit die der Stadt Arlon nur 1300 Meter hatte. Aus diesem starken Mauerwall ragten etwa 15 hohe Türme empor, die teils zur Beobachtung teils zur Verteidigung gegen den Feind dienten; hiervon sind etwa ein halbes Dutzend bis heutigen Tages erhalten geblieben.
Sechs große Tore, die die Ringmauer durchbrachen und die nachts zur bestimmten Stunde geschlossen wurden, vermittelten den Ein-und Ausgang aus dem Festungsstädtdchen. Diese Tore standen am Ende der Hauptverkehrsstraßen, die das Städtchen in allen Richtungen durchkreuzten.
Es waren:
- Das Haler oder Viandener Tor, abgetragen im Jahre 1858;
- das Totenpförtchen, nahe am heutigen Kirchhof;
- das Ehrstraßer oder Luxemburger Tor, abgetragen 1851;
- das Hovelecker oder Trierer Tor,abgetragen 1867;
- das Bitburger Tor (Sauergasse);
- das Kacker Tor, abgetragen 1854.
An alten Straßen waren vorhanden:
- die Haaler Straße, die heutige Bahnhofsſtraße (1207), die von Diekirch und Vianden ins Städtchen mündete;
- die Ehrtraße (1291), die heutige Luxemburger Straße;
- die Bergſtraße (Birkes) (1245) mit ihrer Fortsetzung;
- die Hovelecker Straße (1210), nach Trier führend;
- die Sauerstraße (1296) nach Bitburg führend;
- die Siechengaſſe (1289),
- Sack und Kack (Kick)(1210);
- Ro'usendaal (1357);
- Hondswinkel (1328);
- Crämergaß (1336);
- Neugasse (Nugasse) 1328;
- Ewescht Hoveleck, Wolfsgaßen (1210);
- Enggasse bw Wolfesgaß (1447);
- Brühleckes (1210);
- Zick-Zackstraße, genannt Hannerem Reinert oder sieven Eken;
- Schlickgäß'chen und Muckense'i (1365).
Im Jahre 1310 bezahlten 388 Bürger die Steuern von Feuerstellen; 1473 gab es in Echternach 233 Herde; von 1474 bis 1476 etwa 237; im Jahre 1528 bloß 170 Feuerstellen, worunter 5 Bauernhöfe der Umgebung und die Häuser von 15 Witwen. Abt Bertels machte seinerzeit die Bemerkung, die Stadt Echternach, obschon ziemlich geräumig, sei wenig bevölkert, da sie bloß 250 Bürger zähle; einige Jahre nachher belief sich die Zahl der Häuſer auf 300.
An alten Gebäuden werden aufgezählt:
- Der Denzelt oder Dingstuhl, wo in alter Zeit die Gerichtsverhandlungen abgehalten wurden;
- Das Hosel-Gebäude (Haus Jans), wo der berüchtigte Chateaufort sein HauptQuartier aufgeschlagen hatte, nachdem er die alte Pfarrkirche auf dem Hügel in eine Festung umgewandelt hatte.
- Das Clarissinnen-Kloster, das in der Geschichte der Abtei und der Stadt Echternach eine wichtige Rolle spielte.
- Die Abtei der Benediktiner.
- Die anstoßende Basilika mit der gut erhaltenen Unterkirche (Krypta).
- Die alie Pfarrkirche auf dem Hügel von St. Peter, die von Jrmina dem hl. Willibrord geschenkt wurde.
- Das anliegende Hospital St. George ebenfalls eine Schenkung Jrminens an St. Willibrord. Es gehört heute zu den Dependenzien des Hotels Straus.
- Das Spital der Abtei, das heutige Haus Willy Decker.
- Die Orangerie in den großen Gartenanlagen der Abtei St. Willibrord.
- Das Hotel Mohr de Wald in der Wolfsgaſſe.
- Das Haus de Seyl in der Luxemburger Straße; es trägt noch heute über der Eingangspforte die Ueberschrift: Sola miseria caret Cura invidia:
Das Elend allein ist ſrei von Sorge und Leid
Cy.