Op Thull

Op Thull, ein geheimnisvoller Berg Wer kennt ihn nicht, unsern "*Hausberg*" süd-östlich unserer Stadt, der viele Spaziergänger anlockt und manchem von ihnen wohl etwas eigenartig mit seiner kahlen Kuppe vorgekommen sein mag?

Op Thull

Ein geheimnisvoller Berg

Wer kennt ihn nicht, unsern "Hausberg" südöstlich unserer Stadt, der viele Spaziergänger anlockt und manchem von ihnen wohl etwas eigenartig mit seiner kahlen Kuppe vorgekommen sein mag?
In der Tat fällt der Berg durch seine Lage auf. Mit 246 Meter Höhe über dem Meeresspiegel liegt er rund 90 Meter über der Sauer. Fällt er auch sehr steil zur Sauer ab, so steigt der Südhang vom früheren Flussbett der Sauer, die also fast den ganzen Berg umspülte sanft empor. Was unsern Berg von den umliegenden Anhöhen zunächst unterscheidet, ist die Tatsache, dass er wegen Wassermangels nie bewohnt war. Auch gab es an seinen Hängen keine Wälder wie z.Bsp. auf der "Hardt" (Hart = keltisches Wort für "Anhöhe mit Wald"). Aber es gibt dort vor allem Ackerland, auch von "Weingärten" geht in alten Schriften öfters die Rede. Wahrscheinlich war "Thull" wegen seiner eigenartigen Lage schon sehr früh eine Kultstätte, vor allem auch zur Keltenzeit. Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass "Thull" auch in verschiedenen Hexenprozessen erwähnt wurde. So soll im Jahre 1587 eine Frau aus Consdorf, nachdem man sie gefoltert hatte, zugegeben haben mit einer Echternacher "Hexe" "auf Tölsch Berg" getanzt zu haben. Im Jahre 168o wurde die 78jährige Christine Herbelo ebenfalls angeklagt, "luff dem dantzplatz, uff Toul", getanzt zu haben. Wenn in den letzten Jahren der Brauch, eine Burg am Burgsonntag auf Thull abzubrennen wieder aufgenommen wurde, so hat man wahrscheinlich den Standort der Burg aus denselben Gründen gewählt wie unsere Vorfahren die Stätte für ihre heidnischen Kulthandlungen: von Thull aus sieht man nach allen Richtungen und man kann auch von überall gesehen werden.

Schauern erweckt auch die Tatsache, dass anfangs des 18.Jahrhunderts der Galgen, der sich bis dahin auf dem "Galgenberg" auf der deutschen Seite (rechts an der Strasse nach Irrel) befand, auf einen Vorsprung des Hügels Thull aufgerichtet wurde. Brimmeyr (Geschichte der Stadt und der Abtei Echternach,II,Seite 134) berichtet hierzu: "Der Galgen war nämlich so gestellt, dass die Klosterfrauen (Klarissinen) denselben in ihrem Speisesaal jederzeit sehen mussten."

In einem längeren Artikel behandelt Jules Vannérus¹ diese Frage und stellt fest, dass gerade in der Echternacher Gegend der Name Thull noch 4 Mal in abgewandelter Form vorkommt, so in Rosport (Tolwerberg),in Biwer (Tolert) und Befort (Tollknäppchen und Tollheck). Im übrigen Lande soll der Name nicht vorkommen. Aber Vannerus gibt eine aufschlussreiche Liste der Vorkommnisse des Namens im Ausland: in Frankreich, z.Bsp. Toul, Toulon und weitere 68 Namen; in Deutschland z.Bsp. (Hohen)zollern; in Irland "tulach". Die Untersuchung dieser Namen ergibt dass wahrscheinlich der Name "Thull" vorkeltischen Ursprungs ist und soviel bedeutet wie "Anhöhe, Hügel".

Pierre Kauthen
Extrait "LES AMIS DU VIEIL ECHTERNACH" N.8 / 1980, page 6


¹ Jules Vannérus: Le Nom de Lieu Luxembourgeois Thoul ou Tol et ses Congénères, Extrait de l'Annuaire 1928 de la Société luxembourgeoise de linguistique et de dialectologie.